Jeder Deutsche geht im Durchschnitt ca. zwei Mal pro Jahr ins Kino. Also ehrlich: Wer war denn noch nie im Kino, selbst wenn es nur auf einem Kindergeburtstag oder als Begleitperson für das kleine Geschwisterchen war? Mittlerweile kann man ja nicht nur einfach so auf die Leinwand schauen, sondern auch in einen 3D-Film gehen oder bewegliche Kinositze buchen, die Bewegungen aus dem jeweiligen Film imitieren. Aber wie fand das Kino eigentlich seinen Anfang?
Die Geschichte des Kinos, auch Lichtspieltheater genannt, beginnt auf den Jahrmärkten. Dort wurden Schaubuden aufgestellt, die optische Illusionen präsentierten, zum Beispiel Stereoskope, die Dreidimensionaltität (3D) vortäuschten. Erste Filmvorführungen gab es jedoch erst mit zwei Erfindungen, die beinahe gleichzeitig in Frankreich und den USA angefertigt wurden.
In Frankreich wurde der Cinématographe von den Gebrüdern Lumière erfunden. Er war Filmkamera und Abspielgerät in einem. Die erste Vorführung eines mit diesem Gerät aufgenommenen Films fand am 22. März 1895 in Paris statt. Fast zur selben Zeit erfand William K. L. Dickson im Auftrag Thomas Edisons in den USA das Kinetoskop. Dieses Gerät bot jeweils einer Person Platz, um kurze Filme anzusehen. Es wurde ebenfalls 1895 präsentiert und verbreitete sich in den Vereinigten Staaten sehr schnell.
Die Bestizer von Schaubuden erkannten die Erfolgsaussichten und kauften entweder das Gerät von Dickson oder den Gebrüdern Lumière. Bald fanden in Europa und den USA erste Filmvorführungen vor geladenem Puplikum statt. Zunächst zeigten die Filme nur Alltagszenen, die meisten davon lediglich ein paar Sekunden lang und natürlich stumm und in schwarz-weiß. Doch bald darauf fing man an, aktuelle Ereignisse und kurze, komische Geschichten aufzunehmen. Dadurch entstanden drei Verschiedene „Film- Gattungen“: Spielfilm, Komödie und Dokumentation. Durch diese Neuheiten in der Welt der bewegten Bilder konnte das Interesse des Publikums am Kino entdeckt, bewahrt und sogar erweitert werden.
Während die Filme in den kleineren Städten vorwiegend in Wanderkinos gezeigt wurden, die ihre Filme für einige Tage z. B. in Gasthöfen zeigten, gab es in den großen Städten extra Räume, die umgestaltet wurden, um dauerhaft Filmvorführungen zu präsentieren. Ende der Goldenen 20er wurde der Stummfilm nach und nach durch den Tonfilm ersetzt. Zunächst ließ man Schallplatten parallel zur Filmvorführung abspielen, die dann Musik und Sprache zum Film bereitstellten. Da die Synchronisation aber sehr schwierig war, ersetzte man dieses sog. Nadeltonverfahren bald durch das Lichttonverfahren, bei dem am linken Bildrand ein Streifen für die Tonspur reserviert war. Moderner wurde das Tonverfahren mit Dolby Stereo und schließlich Dolby Digital, was heute bei Kinofilmen und im Heimkino Verwendung findet.
Doch die Erfindung des Fernesehens rang dem Kino einiges an Ruhm ab. Die Besucherzahlen gingen immer weiter zurück. Auch durch neue Erfindungen wie zum Beispiel 3D-Kinos oder Breitwandvorführungen (vgl. IMAX München) konnten die Besucherzahlen nur kurzzeitig gehoben werden. So mussten in vielen Städten die Kinos geschlossen werden. Die übrigen teilten sich in kleine Einzelsäle auf, sodass in einem Kino verschiedene Filme gezeigt werden konnten. Heute zeigen sog. Multiplex-Kinos gerade erfolgreiche Blockbuster und haben ein eingeschränktes Repertoire. Programmkinos haben sich vorwiegend auf künstlerische Filme spezialisiert und bieten oft ein vielseitigeres Programm, haben aber eingeschränkte „Spielzeiten“.