Das Leben im Mittelalter – Teil 2: Burgen

Die neue Reihe „Leben im Mittelalter“ stammt von der Klasse 7c, die im Rahmen ihrer Recherchen zum Mittelalter im Fach Deutsch unterschiedliche Beiträge für die Schülerzeitung liefert. Herzlichen Dank dafür!

Die längste Burg der Welt findet man laut Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde in Burghausen. Auf über einem Kilometer Länge thront sie über dem Ort Burghausen. Der ist gar nicht so weit von Landshut, weshalb ein kurzer Abstecher immer möglich sein dürfte. Im obigen Bild seht ihr natürlich nur einen kleinen Ausschnitt der Burg zu Burghausen. Weiter unten gibt es ein Video, in dem die komplette Anlage zu sehen ist.

von Zoe Wimmer und Franziska Schweiberger

Burgen wurden meist zum Schutz gebaut. Aber manche Burgherren errichteten ihre Burg, damit sie durch sie ihre Macht zeigen konnten. In unserem folgenden Artikel werdet ihr sehen, dass Burgen interessanter sind, als ihr vielleicht denkt.

Verschiedene Arten von Burgen

Keine Burg war wie die andere, denn alle waren anderen Bedingungen ausgesetzt. Es gab z. B. Burgen auf Gipfeln, auf Inseln, in Felsen, am Wasser, in Hängen oder in Tälern. Im Folgenden werden wir euch verschiedene Burgen vorstellen:

Die Felsenburg Predjamski Grad in Slowenien

Sie wurde im 12.Jahrhundert erbaut und liegt auf halber Höhe in einer 123 Meter hohen Felswand. Die Burg war nur über einen schmalen Felsgrat an einem 60 Meter tiefen Abgrund erreichbar. Auch führte ein knapp 40 Meter langer Geheimgang von der Burg auf den Felsgipfel.

Bodiam Castle in England

Die Burg wurde im Jahre 1385 von Sir Edward Dalyngrigge erbaut. Bodiam Castle diente nicht nur zum Schutz seiner Bewohner, sondern auch als einladendes Zuhause. Die Bauweise der Burg fasziniert Menschen auch heute noch. Obwohl der Burggraben wunderschön aussah, funktionierte er als Abwassersystem für etwa 30 verschiedene Toiletten, die in der gesamten Burg zu finden waren. Deshalb roch der Burggraben auch streng.

Die Burg Trausnitz in Landshut

Im Jahre 1204 errichtete Herzog Ludwig der I. die Burg Landshut. Ab dem Jahre 1536 wurde sie Burg Trausnitz (Traus nitz = Trau` dich nicht) genannt. Sie war im späten Mittelalter Residenz der niederbayerischen Linie der Wittelsbacher. Die ältesten Teile der Burg stammen von 1204-1240, wie z. B. die Ringmauer, der Bergfried, die Kapelle und das Doppelturmtor.

Ab dem 15. Jahrhundert erfolgte unter den reichen Herzögen ein bedeutender Umbau und eine Erweiterung der Anlage. Von 1516 bis 1545 ließ Ludwig der X. die Burg innen prachtvoll ausbauen und die Stadtresidenz errichten. Eine zweite Blütezeit erlebte die Burg Trausnitz unter Wilhelm V., der von 1568 – 1579 während seiner Zeit als Erbprinz viele bedeutende Musiker oder Künstler an seinen Hof holte.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) verstärkte man die Außenbefestigung der Burg. Landshut und damit auch die Burg Trausnitz wurden am 22. Juli 1634 von den Schweden belagert. Im Ostteil der Burganlage wurde in die Burgmauer ein Loch in die Burgmauer geschossen, wodurch sich die Schweden Zugang zur Burg verschafften. An dieser Stelle ist heute noch ein Tor, das aufgrund dieses Ereignisses „Schwedentor“ heißt. Ab dem 17. Jahrhundert verlor die Burg Trausnitz an Bedeutung.

Allgemeines: der Burgbau

Zahlreiche Schritte waren notwendig, bis eine Burg vollständig errichtet war:

  1. Finden des besten Standortes
  2. Einholen einer Genehmigung beim Lehensherrn einholen (Könige und Landesherren genehmigten den Bau nur Vasallen, denen sie trauten und die einen guten Grund dafür vorzubringen hatten)
  3. Indienstnahme eines Baumeisters, der für die Planung und Beaufsichtigung der Bauarbeiten zuständig war
  4. Vereinbarung der Goldsumme
  5. Besprechung zwischen Bauherrn und Baumeister über das Aussehen der Burg; Vorbild war meist eine Burg, die der Bauherr gesehen und die ihm besonders gut gefallen hatte
  6. Vereinbarung der Anzahl der Räume und der Gebäude rund um den Burghof
  7. Berechnung der Baumaterialien und Anzahl der Arbeitskräfte
  8. Abdeckung des Grundrisses mit Stäben und Richtschnüren
  9. Fällung von Bäumen und Herausbrechen von Felsblöcken im Steinbruch; das wurde meist von Bauern gemacht
  10. Bau der Burg über meist viele Jahre hinweg
  11. Vollendung der Burg

FAZIT

Im Mittelalter gab es viele verschiedene Arten von Burgen. Sie wurden an den unterschiedlichsten Orten gebaut. Der Bau einer Burg erforderte viel Geld, Arbeiter, Anstrengung und vor allem Zeit.

Übrigens: Nicht nur die längste Burg der Welt (siehe Video unten), sondern auch die höchste Burgendichte Europas gibt es hier bei uns in Deutschland, und zwar am Mittelrhein!

Lyrisches zum Nachdenken: Ist es eine Lüge, wenn ich schweige?

Kann man Schweigen als Lüge bezeichnen,

wenn du weder Wahrheit noch Lüge tust zeigen?

Ist es eine Lüge, wenn ich schweige,

mich mit etwas, das meiner Meinung nach keiner wissen soll,

davonschleiche?

Oder ist es feige?

Ist es feige, wenn ich für meinen eigenen Schutz schweige?

Aber wenn ich niemandem die Wahrheit zeige,

muss ich mit dem Druck der Stille leiden.

Ist es eine Lüge, wenn ich schweige?

Ja. Denn wenn du tust schweigen,

dann tust du etwas verheimlichen.

Schweigen kann dein Herz zerreißen.

Ist es dein persönliches Geheimnis,

so muss es keiner wissen,

doch deine Freunde erwarten von dir,

dass du tust nichts verheimlichen.

Wenn du schweigst,

tust du mit einem Fuß auf die Wahrheit steigen.

Damit sie keiner sieht.

Doch Schweigen kann so einiges zerstören,

schweigen kann Vertrauen lösen,

für schweigen kannst du büßen.

Eines Tages wirst du nämlich die Wahrheit verraten müssen.

……………..

Und? Immer noch froh, dass du geschwiegen hast?

Rätsel der Woche

Auflösung von letzter Woche:

Die Aussage lautet: „Du wirst mich in eine Raupe verwandeln.“ Wenn die Aussage wahr ist, muß der Zauberer ihn in einen Grashüpfer verwandeln, was aber nicht geht, weil er ihn ja (nach der richtigen Aussage) in eine Raupe verwandeln soll. Das ist der erste Widerspruch! Wenn die Aussage falsch ist, muß der Zauberer ihn in eine Raupe verwandeln, dann ist aber die getätigte Aussage wahr. Das ist der zweite Widerspruch! Folglich kann keine Verwandlung stattfinden 🙂

Zum Auflockern kommt diese Woche ein etwas leichteres Rätsel:

Ich besitze Ozeane, sie sind aber nicht aus Wasser. Auch habe ich Landfläche, sie besteht aber weder aus Erden noch aus Steinen. Was bin ich?

Eindrücke zur Wanderausstellung „Bayerischer Landtag“ in Seligenthal – Teil II

Der Bayerische Landtag, seine Gremien & Co.

Ein Gastbeitrag von Katharina Huber, Klasse 10a

Die Eröffnung der Wanderausstellung des Bayerischen Landtages, die am Gymnasium Seligenthal vom 13. bis 17. Januar 2020 zu sehen war, stellte einen passenden Anstoß für mich dar, mir die Frage zu stellen, wie unser Freistaat Bayern eigentlich aufgebaut ist.

Die Vorgabe dazu gibt die Verfassung  des Freistaates Bayern selbst, und zwar in Artikel 3 Abs. 1 und Artikel 5 mit den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und der Gewaltenteilung. Gewaltenteilung ist eine der wesentlichen Voraussetzungen eines Rechtsstaates und bedeutet Gewaltentrennung und damit die Aufteilung der Staatsaufgaben in drei Teile.

Die Gesetzgebende Gewalt, die sog. Legislative steht nur dem Souverän, also dem Volk, bzw. seinem gewählten Vertreter, also dem Bayerischen Landtag, zu. Die vollziehende Gewalt, die Exekutive liegt in den Händen der Staatsregierung, und die Judikative, die richterliche Gewalt, wird durch die Gerichte ausgeübt. Oberstes Gericht im Freistaat Bayern ist, wie in Artikel 60 der Verfassung des Freistaates Bayern vorgegeben, der Verfassungsgerichtshof.

Durch die Gewaltenteilung wird primär das Ziel verfolgt, eine zu große Machtkonzentration bei einem einzelnen Staatsorgan zu vermeiden und dadurch Freiheit und Gleichheit zu sichern. Der Freistaat Bayern ist also auf den drei Säulen Exekutive, Legislative und Judikative aufgebaut.

Theoretisch ist den meisten Schülern klar, wie die Exekutive und die Judikative funktionieren, für die Legislative – also den Bayerischen Landtag – gilt dies, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, oftmals nicht.

Um die Tätigkeiten und die Organisation des Landtags zu regeln, hat sich dieser eine Geschäftsordnung gegeben, in der verschiedene Aufgaben an bestimmte Organe und Gremien zugewiesen werden. Die Organe bzw. Gremien sind die Landtagspräsidentin, das Landtagspräsidium, das Plenum, die Ausschüsse, die Fraktionen und der Ältestenrat.

Die zugehörige Stele in der Ausstellung in Seligenthal informierte übersichtlich und kurzweilig über den organisatorischen Aufbau des Landtags.

Die wesentlichen Aufgaben der Landtagspräsidentin, zur Zeit Frau MdL (Mitglied des Landtags) Ilse Aigner sind die Leitung der Sitzungen der Vollversammlung und die Repräsentation des Parlaments nach außen, während das Landtagspräsidium im Wesentlichen ein Beratungs- und Beschlussorgan in Verwaltungsangelegenheiten des Landtags ist. So bereitet es z. B. den Haushaltsplan des Landtags vor.

Daneben hat der Landtag 14 ständige Ausschüsse für die Dauer der 18. Wahlperiode von 2018 bis 2023 eingesetzt. Dazu gehören unter anderem die Ausschüsse für Haushalt, Verfassung, Inneres, Wirtschaft, Wissenschaft und Europa. Abgeordnete aller im Landtag vertretenen Parteien sind jeweils entsprechend der Kräfteverhältnisse des Bayerischen Landtages in den Ausschüssen vertreten. Die Bildung von Ausschüssen ist insbesondere deshalb sinnvoll, weil sich so nicht jeder Abgeordnete Detailkenntnisse in allen Sachfragen aneignen muss und dafür Spezialist in den jeweiligen Angelegenheiten werden kann, die sein Ausschuss behandelt.

Außer in der Vollversammlung (Plenum), der die Besprechung und Abstimmung über Gesetzesvorlagen obliegt, und den ständigen Ausschüssen, arbeiten die Abgeordneten des Landtags in weiteren Gremien, deren Arbeitsbereiche über die Beratung von konkreten Gesetzesvorhaben oder Petitionen hinausgehen. So können zum Teil unter Einbeziehung von Sachverständigen und oft auch zeitlich begrenzt komplexe Sachfragen bearbeitet und Beratungen des Plenums vorbereitet werden, was im sog. Ältestenrat stattfindet – oder bestimmte Fragen untersucht werden (sog. Untersuchungsausschüsse).

Die Fraktionen sind mit eigenen Rechten und Pflichten ausgestattete Vereinigungen im Bayerischen Landtag, zu denen sich Mitglieder des Bayerischen Landtags zusammenschließen. Derzeit sind im Bayerischen Landtag Fraktionen der CSU, Bündnis 90/Die Grünen, Freie Wähler, SPD, FDP und AfD vertreten.

Auf einen Blick standen den Besuchern der Ausstellung auch Kurzprofile zu einzelnen Politikern zur Verfügung.

Abschließend möchte ich betonen, wie gut mir die Ausstellung gefallen hat und wie interessant ich sie gefunden habe. Am Eröffungstag war ich anwesend und bekam die Chance, mich mit einigen Landshuter Politikern, darunter Helmut Radlmeier, zu unterhalten. Sie beantworteten mir, sehr aufgeschlossen, viele Fragen zu ihrem wichtigen Beruf.

Eindrücke zur Wanderausstellung „Bayerischer Landtag“ in Seligenthal – Teil I

Das Maximilianeum in München ist der Sitz des Bayerischen Landtags.

Am Ende doch sehr interessant

Ein Gastbeitrag von Elisabeth Rieger, Klasse 10a

Als wir in der  Klasse  erfuhren, dass wir nächste Woche eine Doppelstunde Mathe verpassen sollten, waren wir natürlich alle  hellauf begeistert. Diese Begeisterung legte sich allerdings  wieder, sobald der Grund dafür bekannt gemacht wurde: Die Wanderausstellung „Der Bayerische Landtag auf Tour“ sollte besichtigt werden. Sofort hörte man im ganzen Klassenzimmer: „Da geht’s um Politik.“ – „Das interessiert mich doch eh nicht!“ – „Und was hat das mit uns zu tun?“ Erstaunlich viel, wie wir bald merken sollten!

Langweilige Reden zum Auftakt? Von wegen!

Aber ich greife vor, denn zunächst sollten wir ein paar Reden über uns ergehen lassen. Als besonders langweilig wurden von uns die Reden der anwesenden Politiker erwartet. Diese Einschätzung stellte sich als völlig falsch dar.  Die Reden waren erstaunlich publikumsnah und unterhaltsam. Auch dass die Politiker noch etwas länger blieben, stellte sich als Glücksfall heraus, denn wir, also gerade auch die Schüler/innen, wurden dazu angehalten, einfach mal ein Gespräch mit ihnen zu starten. Diese Gelegenheit haben wir  fleißig genutzt und durch diese Konversationen wurde   deutlich, dass Politiker Menschen wie du und ich sind, mit eigenen Ansichten, aber auch offen für andere Meinungen, mit denen man sich ganz normal unterhalten kann.

Wir können doch eh nichts ändern – oder doch?

Das alles ist ja gut und schön, aber wir waren immer noch nicht überzeugt, warum wir uns das jetzt hier ansehen sollten. Das Wichtigste wissen wir ja eh schon und wir können ja eh nichts ändern. Diese beiden Annahmen sollten sich (ebenfalls) als vollkommen falsch herausstellen. Wir, eine musische bzw. sprachliche Klasse, hatten ganz eindeutig zu wenig Ahnung von Politik und dem Land Bayern im Allgemeinen. Aber genau deshalb sind wir ja zu der Ausstellung gegangen. Auch der zweiten Aussage, dass wir doch eh nichts ändern können, kann ich jetzt nicht mehr zustimmen, denn wir können etwas ändern! Jeder von uns! Das lässt sich allein schon gut an dem Weg erkennen, den ein Gesetz gehen muss, bis es Gültigkeit erlangt. Da gibt es zunächst den ganz „normalen“ Weg durch das Parlament. Hierbei wird eine Gesetzesvorlage in den Landtag eingebracht. Dies kann durch jedes Mitglied des Bayerischen Landtags geschehen. Und wer wählt den Landtag? Ganz richtig, wir, das Volk! Also haben wir hierbei Mitspracherechte, wenn allerdings auch nur indirekt.

Die Schüler/innen konnten als kleinen Ansporn ein Quiz bearbeiten.

Geht Wählen!

Aber deshalb ist es auch so wichtig, dass wir alle wählen gehen – damit wir an diesem Entscheidungsprozess indirekt teilhaben können. Aber weiter im Text, diese Gesetzesvorlage wird nun erstmals in einer Vollversammlung gelesen. Falls sie hier nicht abgelehnt wird, geht sie weiter in die Ausschüsse, die sich den Gesetzentwurf genau anschauen und darüber beraten. Mit der Beschlussempfehlung der Ausschüsse geht die Vorlage wieder zurück in die Vollversammlung, wo es zu einer zweiten, in schwierigen Fällen sogar dritten Lesung kommt. Daraufhin gibt es die finale Abstimmung. Wurde damit das neue Gesetz beschlossen, muss es nur noch vom Ministerpräsidenten unterzeichnet werden und ist damit fertig, der Öffentlichkeit im Gesetz- und Verordnungsblatt präsentiert zu werden.

Auch wir können mitbestimmen!

Es gibt aber auch noch einen zweiten Weg, wie ein Gesetz erlassen werden kann, und diesmal geht es ganz direkt über die Bürger, nämlich über ein Volksbegehren und Volksentscheid. Dafür benötigt man allerdings schon allein für den Antrag eines Volksbegehrens 25.000 Unterschriften. Für das eigentliche Volksbegehren müssen dann mind. 10 % der Bevölkerung, also ungefähr 950.000 Bürger, unterschreiben. Durch dieses Volksbegehren wird der Gesetzesantrag im Landtag eingereicht, der dazu eine Stellungnahme veröffentlicht. Daraufhin darf der Landtag dann über den Gesetzesantrag abstimmen. Wird dieses Gesetz angenommen, erfolgt dasselbe Prozedere wie bei einer „normalen“ Gesetzgebung durch den Landtag. Wenn das Gesetz allerdings nicht angenommen wird, geht es weiter zum Volksentscheid. Wenn dabei die Mehrheit der Abstimmenden „Ja“ und nicht „Nein“ ankreuzt, gilt das Gesetz  als angenommen. Über den Weg eines Volksentscheids kann sogar die Verfassung geändert werden, allerdings müssen dann mind. 25 % der Bevölkerung für „Ja“ stimmen.

Alle Informationen werden über ansprechende, elektrische Stellwende vermittelt. Viele Flyer und die Verfassung gab es noch umsonst dazu.

Abschließend kann man also feststellen, dass in Bayern Politik nur mit und durch die  Bürgerinnen und Bürger funktioniert. Deshalb ist es auch so wichtig, dass es solche Ausstellungen gibt, damit sich junge Leute für Politik begeistern, so wie wir uns von der Vorstellung begeistern haben lassen, dass wir alle Politik machen dürfen, können und sollen.

Das Leben im Mittelalter – Teil 1: die „Hexen“ Agnes Bernauer und Veronika Zerritsch

Die neue Reihe „Leben im Mittelalter“ stammt von der Klasse 7c, die im Rahmen ihrer Recherchen zum Mittelalter im Fach Deutsch unterschiedliche Beiträge für die Schülerzeitung liefert. Herzlichen Dank dafür!

Die „Hexen“ Agnes Bernauer und Veronika Zerritsch

von Veronika Hofer und Julia Spierer

Was sind eigentlich Hexen? Hexen waren nach dem Volksglauben nicht nur Frauen, die Medikamente aus Kräutern herstellten, lesen und schreiben konnten. Ihnen wurde vielmehr vorgeworfen, dass sie einen Pakt mit dem Teufel hatten.

40.000 bis 60.000 Menschen wurden schätzungsweise in ganz Deutschland als Hexen verbrannt. Eine davon war Agnes Bernauer. Sie wurde am 19. Januar 1411 in Augsburg als Baderstochter geboren (ein Bader war im Mittelalter der Besitzer einer Badestube). Agnes wurde von vielen Leuten nicht „Agnes“, sondern „Anna“, „Angela“ oder sogar „Engel von Augsburg“ genannt, weil sie so schön war.

Sie lernte 1428 bei einem Turnier den Herzogssohn Albrecht I. von Bayern-München kennen. Die beiden verliebten sich ineinander und er nahm sie als seine Geliebte mit an den Münchner Hof. Im Jahr 1432 oder 1433 heirateten sie heimlich. Noch vor der Hochzeit bekamen sie zusammen ein Kind, Sybilla.

Agnes, Albrecht und Sybilla zogen darauf in die Blutenburg (München Obermenzing), wo sie ihre Heirat öffentlich machen wollten. Albrechts Vater Herzog Ernst III. war mit ihrer aber Ehe nicht einverstanden, da deren Tochter Sybilla nicht erbberechtigt war, denn ihre Eltern kamen aus unterschiedlichen Ständen. Herzog Ernst III. wollte, dass Albrecht eine Herzogstochter heiratete. Albrechts Onkel Heinrich und er planten deshalb, wie sie Agnes umbringen konnten.

Heinrich ging mit Albrecht jagen, damit Agnes alleine zuhause war. Albrechts Vater ging zu ihr und ließ sie verhaften. Er wollte, dass sie sich von Albrecht scheiden lässt. Wenn sie sich weigern sollte, würde er sie wegen Liebes- und Schadenszaubers anklagen und Agnes als Hexe verurteilen. Und dies tat er auch: Agnes Bernauer wurde am 12. Oktober 1435 von der Äußeren Straubinger Brücke in die Donau geworfen. Erst konnte sie nah ans Ufer schwimmen, um sich zu retten, doch als ein Mann das sah, wickelte er ihr eine lange Stange ins Haar und ertränkte sie.

Als Albrecht das bemerkte, wurde er sehr wütend und wollte Krieg mit seinem Vater. Aber man konnte ihn doch davon abhalten. Zu Ehren von Agnes finden alle vier Jahre die Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing statt. Es gibt auch eine Agnes-Bernauer-Torte.

Auf Schloss Blutenburg steht heute eine Bronze-Stele, die an die Liebe zwischen Herzog Albrecht und Agnes Bernauer erinnert.

Veronika Zerritsch wurde als letzte Hexe in Bayern verbrannt. Sie wurde 1740 geboren und am 2. Januar 1741 in der Sankt-Jodok-Kirche in Landshut getauft. Veronika verlor ihren leiblichen Vater schon sehr früh, er starb 1749. Doch ihre Mutter heiratete ein Jahr darauf schon wieder einen neuen Mann. Sie starb kurz nach ihrer Hochzeit und ihr Stiefvater verjagte Veronika, als sie erst 12 Jahre alt war.

Sie bettelte in Landshut, Freising und Mühldorf am Inn, um zu überleben. Nach einiger Zeit gelangte sie zu Verwandten aus Straubing und Veronika durfte zunächst bei ihnen leben. Diese schickten sie aber im Oktober 1753 ins Landshuter Heilig-Geist-Spital. Ein Jahr später riss sie von dort aus und durfte bei einer Frau Leutnant als Kindermagd leben und arbeiten.

Diese erwischte sie aber dabei, wie sie mit einem Messer an einer Wiege eines Kindes stand. Der Bürgermeister brachte sie daraufhin sofort zurück ins Spital. Veronika bat um Heilung von Besessenheit und gestand dem Bürgermeister, dass sie Hostienfrevel begangen hatte (Hostienfrevel ist, wenn man Hostien zerschneidet, um die Marter Jesu Christi bei der Kreuzigung zum Hohn nachzuvollziehen).

Im März 1755 wurde Veronika verhaftet und eingesperrt. Bei ihrer Befragung gestand sie einen Pakt mit dem Teufel und, dass sie um 3:00 Uhr nachts durch das Aufsagen eines Zauberspruches ein Gewitter verursacht hatte. Sie wurde dann mit 15 Jahren am 2. April 1756 als Hexe verbrannt. Die Hintergründe ihres Geständnisses liegen im Dunkeln, höchstwahrscheinlich geschah es aber – wie die meisten Bezeugungen – unter schlimmer Folter.

Übrigens: Im Band der Comic-Reihe „Landshuter Stadtgeschichte“ wird das Schicksal von Veronika Zerritsch in einem eigenen Kapitel aufgegriffen. Nähere Informationen findet ihr unter nachfolgendem Link: http://www.landshut.de/portal/kultur/aktuelle-kulturnachrichten/stadtcomic.html

Lyrisches zum Nachdenken: Die Rose

Er schenkte mir eine rote Rose.

Rot für das Blut.

Rot für die Liebe.

Sie hatte Dornen und wunderschöne Blütenblätter.

Dornen für die Gefahr.

Blätter für die Schönheit.

Sie bog sich leicht in meiner Hand.

Ich brachte sie durch eine Vase wieder zum Stand.

Sie brauchte Wasser.

Ich musste sie pflegen, sonst hielt sie nicht lang.

Das Wasser für die gemeinsame Zeit.

Das Biegen für die Zerbrechlichkeit.

Ich kümmerte mich jeden Tag um sie,

gab ihr alles, was sie benötigte.

Als Dank dafür, blühte sie auf,

sie hielt es ewig bei mir aus.

Das Kümmern dafür, dass man einander nicht vergisst.

Das Aufblühen dafür, dass alles gut wird, wenn du genug für sie da bist.

Die Liebe ist wie eine rote Rose.