
Fridays for Future in Landshut – Ein Interview mit Anschana Schröfl, 10b
Was hat dich motiviert bei FFF mitzumachen und dich zu engagieren?
Umwelt- und Klimaschutz war für mich schon länger ein Thema. Aufgerüttelt wurde ich vor allem dadurch, dass ziemlich einprägsame Bilder und Videos im Internet kursierten. Also begann ich mich beim LBV (Landesbund für Vogelschutz Bayern e.V.) zu engagieren, auch bei ein paar Aktionen des NABU (Naturschutzbund Deutschland) war ich dabei. Auf FFF (Fridays for Future) wurde ich aufmerksam, als ich erstmals mitbekam, dass Demonstrationen und verschiedene Aktionen auch außerhalb der Schulzeit stattfinden und wollte die Bewegung dann näher kennenlernen. Und ich bin absolut nicht enttäuscht worden.
Was sind die weiteren Pläne von FFF in Landshut?
Natürlich weiter streiken und so viele Menschen wie möglich, darunter auch Lokalpolitiker, auf die Klimakrise aufmerksam machen. Am 29.11 findet die nächste Großdemo statt.
Am 20.09 waren gerade mal 600 Leute da, weniger als 1% der Bevölkerung von Landshut.
Und trotzdem sind das gute Zahlen für eine Stadt wie Landshut und die bisher größte FFF-Demo, was ein riesiger Erfolg ist. Es war wirklich überwältigend, wie viele gekommen sind.
Ist das nicht zum Schreien, weil es entmutigt?
Natürlich fühlt man sich manchmal hilflos, weil ein Teil der Bevölkerung auch sehr ignorant sein kann oder sich zu passiv verhält. Klimaschutz ist in unserer Gesellschaft sowieso schon ein großes Thema und es wird lebhaft darüber diskutiert. Da stellt sich natürlich die Frage, warum teilweise von Einzelnen und der Politik zu langsam oder nur halbherzig gehandelt wird und wurde. Andererseits ist schon so viel erreicht worden. Zum einen von den Organisatoren von FFF Landshut, zum anderen aber auch von der Bewegung allgemein. Es ist wirklich ungewöhnlich und eine große Leistung von allen, dass eine Schülerbewegung so aktiv ist und so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Sind bei FFF nur Gymnasiasten dabei? Wie sieht es mit Mittel-, Real- und Berufsschülern aus?
Es sind tatsächlich etwas mehr Gymnasiasten dabei, aber natürlich sind auch Schüler*innen anderer Schularten mit von Partie. Danach wird untereinander nicht unterschieden. Berufsschüler*innen haben es meistens schwerer zu streiken und sind deshalb in den Ferien öfter vertreten. Übrigens sind auch Erwachsene, z.B. Eltern oder Lehrer willkommen.
Was ist deine Meinung dazu, dass Frau Weger, die Schuldirektorin vom Gymnasium Seligenthal, den Wandertag unter dem Motto „klimaneutral“ gestellt hat (nur höchstens Benutzung von öffentlichem Nahverkehr, Klimaworkshop und „Freigang“ zur FFF-Demo)?
Ich habe mich richtig gefreut, da ich nicht damit gerechnet hätte, am Großstreik zum 20.09. teilnehmen zu können und nun doch dazu gekommen bin. Auch habe ich nicht mitbekommen, dass jemandem der Tag deshalb weniger Spaß gemacht hat als ein normaler Wandertag. Dadurch wurden wir auch alle nochmal sensibilisiert und konnten uns mit dem Thema auseinandersetzen, wenn wir wollten. So habe ich beispielsweise eine sehr interessante Diskussion mit Sandro Ebner über die Marktwirtschaft geführt.
Wie ist deiner Meinung nach „Umweltschutz“ bei Jugendlichen ein Thema?
Immer öfter bekomme ich Gespräche rund um das Thema mit und das freut mich natürlich. Auch auf Instagram wird vermehrt darüber gepostet. Anscheinend machen sich mehr Jugendliche ernsthaft Gedanken und wissen besser über die Konsequenzen ihrer Handlungen Bescheid. Viele entscheiden sich dann viel bewusster: Mir fällt auf, dass ich mehr junge Fahrradfahrer oder nachhaltige Einkäufe sehe. Zusätzlich haben sich viele dazu entschieden, vegetarisch zu leben oder Fleisch bewusster zu konsumieren.
Umweltschule Seligenthal: Was läuft schon gut? Was könnte besser laufen?
Vor allem den Trinkwasserbrunnen finde ich eine tolle Idee. Auch trennen wir den Müll in den Klassenzimmer und laufen gelassene Wasserhähne habe ich noch nie erlebt. Neuerungen in unserer Mensa sind aber notwendig. Es ist hier noch zu wenig auf kompostierbare Stoffe gesetzt worden, z. B. sind Drinks, Salate und Joghurts noch unnötigerweise in Plastik eingepackt. Auch manchen Schülern und Lehrern ist dies aufgefallen, habe ich mitbekommen. Generell sind die Heftumschläge, welche aus gefärbtem Plastik bestehen, auch ein Problem. Hier könnten die Lehrer noch mehr Schüler aufmerksam machen. Seligenthal ist ein Vorzeigeprojekt und sollte daher die Umsetzung an den genannten Punkten vorantreiben. Es ist aber auch überhaupt nicht so, dass die Schule ihren Namen ohne Grund trägt. Immerhin hat sie einige Produkte in der Mensa gegen Maisstärke ausgetauscht, es sind aber einfach noch zu wenig.
Welche Hoffnung treibt dich an?
Die Hoffnung für uns alle auf ein Leben, das nicht auf Kosten der Umwelt oder auf dem Rücken von anderen Menschen geführt werden muss, und das trotz der Überbevölkerung und trotz einer Wirtschaft, die auf Wachstum ausgelegt ist. Die Hoffnung, dass wir nicht mehr den Lebensraum von uns selbst und von Abermillionen Tieren zerstören!
Was möchtest du den Leserinnen und Leser abschließend mitgeben/an das Herz legen?
Bleibt immer kritisch, was scheinbar klimafreundliche Produkte und Erfindungen angeht, und macht euch im Zweifel lieber selbst ein Bild. Und bitte, wenn ihr euch dazu entscheiden wollt, etwas für die Umwelt zu tun, macht es aus eurer eigenen Überzeugung und nicht, weil es gerade im Trend liegt. Wenn es um Klimaschutz geht, kann man im Kleinen anfangen und findet immer wieder etwas, was man verbessern kann.
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Anschana Schröfl und Sandro Ebner sind Schüler der Klasse 10b in Seligenthal, die sich besonders engagiert bei den Workshops zur „Schöpfungsverantwortung/Klimakrise“ am klimaneutralen Wandertag am 20.9.2019 beteiligt haben und sich weiterhin für dieses Thema stark einsetzen. Dieses Interview führte Herr Krippner.