
Auf dem Weg zum Bus,
kein Wunder, dass ich wieder laufen muss.
Wie so oft hatte ich verschlafen,
kein Frühstück gegessen,
einen Großteil meiner Bücher vergessen.
Die Umwelt, die Straßen, die Menschen nahm ich eigentlich gar nicht wahr.
Ich hoffte nur zu sehr, dass ich noch pünktlich war.
Ich war viel zu verpeilt,
musste mich beeilen.
Ich lief an allem einfach vorbei.
Bei der Haltestelle sah ich auf.
Und da sah ich Augen.
Leuchtend wie ein Stern,
Blau wie das Meer
und so unendlich tief wie der Himmel.
Sie verschwanden aus meinem Sichtfeld.
Der Blickkontakt hatte nur wenige Sekunden gezählt.
Dann kam der Schulbus,
in den ich einsteigen musste.
Die Tage vergingen,
die Wochen verstrichen,
die Augen hatte ich schon ganz vergessen.
Um daran zu denken, war ich viel zu beschäftigt.
Ich war gerade auf dem Weg zu Chemie
(und in diesem Fach war ich wirklich kein Genie!),
als ich mitten unter den Schülern wieder diese Augen sah.
Sie starrten mich an.
Ich starrte zurück.
Gefangen in einem Blick.
Ich konnte nicht vorwärts und nicht zurück.
Den Mund halb geöffnet.
Ich stand da, wie ein Brett.
Ich fühlte mich seltsam wohl in dem Blick.
Er hatte etwas Schönes … etwas Himmlisches
„Den habe ich schon mal gesehen!“, rief mein Verstand.
„Wer bist du?“, schrie mein Herz.
Ich kam wieder zu mir.
Ich muss zu Chemie!
Wie lange stand ich schon hier???
Die Augen waren so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren.
Doch puh, ich hatte Glück!
Als ich (mal wieder etwas zu spät) den Raum betrat,
sah ich keinen Lehrer, der schon auf seinem Stuhl saß.
Zum Glück war diese Stunde nicht allzu wichtig,
konzentrieren konnte ich mich sowieso nicht.
Ich fragt mich nur: „Wer hatte so einen derartigen Blick?“
Ein paar Tage später fuhr ich Rad.
Ich wollte es ausnutzen, es war ein schöner Tag.
Ganz gemütlich fuhr ich dahin,
wusste noch gar nicht genau, wohin,
dachte so vor mich hin
und vergaß bei einer roten Ampel die Bremse zu ziehen.
Ich wollte schreien, als ich sah,
dass ich fast direkt vor einen Lastkraftwagen gefahren war,
der mit 60 kmh unterwegs war.
Doch er stand.
Kein Grund zum Schreien.
Wie ist das möglich, ich war vollkommen unbeschädigt.
Der Laster war doch so schnell gefahren
und ich war direkt vor ihm gestanden.
Ich sprach es nicht aus,
ich glaubte es ja selber kaum:
Mir war eben ein Wunder passiert.
Und dann blickte ich hinter mich.
Und da sah ich ihn.
Mit himmelblauen Augen
und wolkenweißer Haut.
Ich lächelte nur und sagte:
„Ich weiß, wer du bist.“